Der YouTub-Kanal TechAltar hat in einem Video von spannenden Einblicken hinter der Entstehung eines Smartphones berichtet. So offen wie das Unternehmen „Nothing“ hat wohl noch niemand in seine Produktion blicken lassen. Die Ergebnisse sind spannend und zeigen uns, wie ein Smartphone entsteht und welche Kosten dabei entstehen. Viel Spaß!
Wer oder was ist Nothing?
Nothing ist ein Smartphone-Hersteller, der durch sein schlichtes Design und sympathisches Marketing auffällt. Das Nothing Phone (1) kam mit einer durchsichtigen Rückseite und auch Accessoires wie die Nothing Ear (1) und (2) haben diesen transparenten Look. Die Smartphones laufen mit einer Version von Android und werden immer beliebter. Das gläserne Äußere zeigt nicht nur die Technik in einem Smartphone, das Unternehmen lässt nun auch tief in den Entstehungsprozess eines modernen Handys blicken.
Schritt für Schritt: So entsteht ein Smartphone
Der erste interessante Fakt ist, dass die großen Smartphone-Hersteller wie Apple und Samsung bereits 2 Jahre vor Markteinführung mit der Planung und dem Bau beginnen. Während wir also gespannt auf das iPhone 15 im kommenden Herbst warten, arbeitet Apple schon an einem Nachfolger. Diese Zeit wird genutzt, um Technologien zu entwickeln und den Zulieferern rechtzeitig zukommen zu lassen.
Schritt 1: Erstellung eines Konzepts
Bei Nothing dauert diese Phase etwa 10-14 Monate. Das liegt daran, dass die Auflage – 750.000 Einheiten des Nothing Phone (1) – relativ klein ist und von Zulieferern keine große Planung erfordert. Außerdem nutzt Nothing weniger und weniger komplexe Bauteile als aktuelle Flaggschiffe von Google und Co. An diesem Schritt sind 150 interne und 250 externe Arbeitskräfte beteiligt. Zu den externen Beteiligten zählt unter anderem ein Designteam, dass die Vorstellungen der Firma zu einem Konzept verarbeitet. Anders als große Firmen betreibt Nothing keine Marktforschung, sondern probiert verschiedene Größen, Formen und Ideen einfach aus.
Schritt 2: Die Softwareentwicklung
Der große Vorteil bei Android ist, dass Hersteller ihre Smartphones mit einer reinen Version von Android laufen lassen könnten. Das Betriebssystem wird von Google bereitgestellt und gewartet, theoretisch bräuchte Nothing hier keinen Aufwand investieren. Entsprechend einfach hält es das Unternehmen mit der Software. Bis auf kleine Anpassungen, die den minimalistischen Ansatz von Nothing unterstreichen, läuft hier reines Android.
Eine Sonderstellung haben in modernen Smartphones die Kameras. Diese werden von Jahr zu Jahr besser und müssen softwaretechnisch optimiert werden. Damit wird ein großer Teil des Softwareteams beauftragt, Nothing lässt das von externen Anbietern übernehmen. Apple macht das beispielsweise selbst und ist bekannt dafür, aus unterlegender Hardware gleiche oder bessere Ergebnisse bei der Foto und Videoqualität zu erreichen, als die Konkurrenz.
Schritt 3: Die Produktion
Auch die Produktion ist eine Frage von In-House-Building oder Outsourcing. Samsung stellt seine Premium-Modelle fast komplett selbst her. Sie haben das notwendige Know-How und die technischen Fähigkeiten, Kamerasensoren, Displays und andere Hardware selbst zu bauen, während sie Android von Google nehmen und optimieren. Apple baut zwar seine Software komplett eigenständig – iOS läuft dementsprechend nur auf iPhones – ist aber auf Displays von Samsung und LG sowie Chips von TSMC und Qualcomm angewiesen. Apple versucht mittlerweile, so viel wie möglich In-House zu produzieren, um Abhängigkeiten von Externen zu mindern. Start-Ups wie Nothing und kleine Hersteller lassen einen Großteil der Smartphones extern produzieren. Dieser Vorgang spart Kosten, kostet allerdings Individualität. Auch günstige Modelle von Samsung werden zunehmend extern hergestellt.
Im Falle von Nothing vergehen zwischen der Bestellung von notwendigen teilen und den ersten Verkäufen gute zwei Monate. 30 Tage nach Bestelleingang beginnt die Zusammensetzung der Teile, nach weiteren drei Wochen können die Smartphones verschifft werden. An Tag 65 beginnt der Verkauf. Erst 95 Tage nach der ursprünglichen Bestellung und damit auch Bezahlung der Lieferkette, bekommt Nothing seine ersten Erlöse. In dieser Spanne von über drei Monaten muss das Start-Up also auf Geld verzichten. Die meisten neugegründeten Unternehmen scheitern an dieser Hürde. An dieser Stelle lässt sich wunderbar zu den Kosten überleiten.
Das kostet die Herstellung eines Smartphones
Auch bei den Kosten ist Nothing sehr transparent. Um den Baud es Nothing Phone (2) zu finanzieren, hat das Unternehmen im voraus Geld eingesammelt. Für die Entwicklung sind dabei rund 50 Millionen US-Dollar zusammengekommen. Diese teilen sich wie folgt auf:
- $30 Millionen fließen in die Gehälter der rund 400 Mitarbeiter,
- $13 Millionen verlangen Zulieferer für die Verwendung lizensierter Produkte,
- $4 Millionen werden für einen Prototypen ausgegeben
- $2 Millionen gehen in Werkzeuge und Weitere Utensilien und
- $1 Million werden für Zertifizierungen und Patente ausgegeben.
Doch das ist erst der Anfang. Nicht mit eingerechnet sind hier die Produktionskosten, die Kosten für die Lieferkette sowie Marketing und Werbung. Für 100.000 Smartphones muss Nothing drei Monate lang mit etwa 36 Millionen US-Dollar in Vorkasse gehen.
Fazit
Der Prozess von einer Idee hin zu einem verkauften Smartphone ist langwierig und wurde von Apple und Co in alle den Jahren perfektioniert. Für neue Hersteller ist es schwierig, auf diesem Gebiet Fuß zu fassen. Das Beispiel von Nothing hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie ein Smartphone entsteht und welche Kosten dabei entstehen. Aktuell bereitet das Unternehme den Marktstart den Nothing Phone (2) vor, nachdem die erste Generation ein voller Erfolg war. Wir vermuten also, dass sich Nothing in der Welt der Smartphones etablieren kann.
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