Es steht fest: Ab 2. Mai will die Telekom bei den eigenen Breitbandinternetzugängen Drosselungen einführen. Zumindest theoretisch werden sie in Verträgen enthalten sein. Eine Umsetzung in der Praxis erfolgt in 2016. Das was jeder bereits beim Handyvertrag kennt, tritt dann auch bei DSL- und Glasfaserverträgen in Kraft. Ab einem bestimmten Datenvolumen wird die Anbindung zwar nicht gekappt, dafür aber gedrosselt. Doch was bedeutet die Drosselung für Glasfaseranschlüsse in Zukunft und werden andere Internetanbieter nachziehen?
- 1. Surfgeschwindigkeit langsamer als versprochen
- 2. Telekom Giganetz: Glasfaseranschlüsse mit Drosselung
- 3. Ende der Internet-Flatrates?
1. Surfgeschwindigkeit langsamer als versprochen
Eine Studie der Bundesnetzagentur (veröffentlicht im April diesen Jahres – siehe PDF-Datei) hat es bereits belegt: Internetanbieter versprechen ihren Kunden mehr als sie leisten, wenn es um die Surfgeschwindigkeiten geht. Bei der Studie der Netzagentur haben rund 226.000 Nutzer ihren Internetanschluss gemessen. Das Ergebnis war nicht erfreulich. So gab es bei den DSL-Anschlüssen (8 bis 18 Mbit/s) große Abweichungen zwischen versprochener und tatsächlicher Downloadrate. Geringste Abweichungen gab es insgesamt bei Kabelanschlüssen. Dennoch weicht die Surfgeschwindigkeit bei 50- und 100 Megabit-Anschlüssen bei den Kabelanbietern (z.B. Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW) besonders stark ab. Auch LTE (25 bis 50 Mbit/s) leistet nicht das versprochene.
Schade finde ich, dass in die Studie noch keine Glasfaser-Anschlüsse in die Auswertung eingeflossen sind. Grund: An den Standorten der deutschlandweiten Messplattform sind noch keine Glasfaser-Anschlüsse angeschaltet. Dabei baut die Telekom das Giganetz derzeit aus.
2. Telekom Giganetz: Glasfaseranschlüsse mit Drosselung
Wenn es um schnelles Surfen geht, dann werden die Ansprüche (auch in Privathaushalten) immer höher. Die Telekom baut bereits jetzt Internet mit Highspeed aus. Im modernen Glasfasernetz kann man mit 200 Mbit/s herunterladen und Upload-Raten von 100 Mbit/s nutzen.
Zum Vergleich: Telekom VDSL ermöglicht maximal 50 Mbit/s im Down- und 10 Mbit/s im Upstream.
Mit Highspeed zu Surfen ist aber noch nicht alles. Wegen der Datenübertragung mit Lichtgeschwindigkeit lassen sich über den Internetanschluss HD-Filme anschauen und in Sekundenschnelle herunterladen. Wer einen Film herunterladen will, kann das mit FTTH (Fiber To The Home) in nur 6 Minuten, statt in 12 (VDSL) oder sogar 40 Minuten (DSL) machen. Ein schneller Upload wird interessant, wenn man die Cloud nutzt, um Backups von Fotos, Musik oder Videos im Internet zu speichern.
Anbinden kann sich jeder an das Telekom Giganetz, der im Ausbaugebiet liegt. Die Telekom bietet hierfür auf der eigenen Seite eine Abfrage an, um die Verfügbarkeit zu prüfen. Wer im Ausbaugebiet (z.B. Braunschweig oder Hannover) liegt, kann als Eigentümer einer Immobilie eine Nutzungsvereinbarung auf der Telekom-Website ausfüllen (NVGG – Nutzungsvereinbarung für lichtwellenleiterbasierte Grundstücks- und Gebäudenetze). Wenn genug Eigentümer im Ausbaugebiet das gemacht haben, startet die Telekom den Ausbau. Bei FTTH wird die Glasfaserleitung bis in das Haus gelegt. Es wird sogar eine Glasfaserdose von einem Techniker in der Wohnung installiert. Dies erfolgt aber eher in Neubauregionen – ansonsten führt man die Glasfaserleitungen meist in den Keller. Hier spricht man dann von FTTB. Weitere Informationen zur Technik kann man sich auch auf dem FTTH-Portal Glasfaser-internet.info einholen.
Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.
Folgende zwei Tarife bietet die Telekom für Glasfaserkunden an:
- Call & Surf Comfort Fiber 100: Internet mit 100 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload. Telefon-Flat in’s Festnetz.
- Entertain Comfort Fiber 100: Internet mit 100 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload. Telefon-Flat in’s Festnetz. 100 TV-Sender (17 in HD) und 3.000 HD-Inhalte auf Abruf.
- Call & Surf Comfort Fiber 200: Internet mit 200 Mbit/s Download und 100 Mbit/s Upload. Telefon-Flat in’s Festnetz.
- Entertain Comfort Fiber 200: Internet mit 200 Mbit/s Download und 100 Mbit/s Upload. Telefon-Flat in’s Festnetz. 100 TV-Sender (17 in HD) und 3.000 HD-Inhalte auf Abruf.
Das Telekom Giganetz hat aber auch einen nicht zu vernachlässigenden Haken. Wie auch bei DSL-Anschlüssen führt die Telekom Drosselungen ein. Bei 100 Mbit-Anschlüssen wird ab 300 Gigabyte pro Monat gedrosselt. Wer diese Grenze überschreitet, ist zurück im DSL-Steinzeitalter und surft nur noch mit 384 kbit/s(!). Man surft dann also nur noch mit 4% der angepriesenen Surfgeschwindigkeit. Anzumerken sei hier aber noch, dass Telekom-eigene Dienste (z.B. Telekom Cloud und HD-Fernsehen) nicht in die Berechnung des Traffic-Volumens einfließen. Folgende Grafik zeigt den Vergleich der Drosselung bei allen Telekom-Breitbandprodukten.
3. Ende der Internet-Flatrates?
Für Verbraucher stellt sich die Frage „Ist dies das Ende der Internet-Flatrates?“. Zumindest bei der Telekom wird es keine echten Flatrates mehr geben. Telekom-Chef Obermann hat aber bereits in einem offenen Brief an Wirtschaftsminister Rösler beschrieben, dass nur 3 Prozent der Kunden von der Drosselung betroffen sein werden. Für den Rest reichen die Inklusivvolumina aus. Eine solche Drosselung könnte aber auch andere Internetanbieter dazu bewegen solche Drosselungen einzuführen. Kabel Deutschland hatte bereits in 2012 eine solche Speed-Bremse eingeführt und behält sich zumindest eine Drosselung vertraglich vor. Werden auch andere Internetanbieter wie Congstar, Vodafone und 1und1 Surf-Bremsen in ihren Verträgen verankern?
Aktiv werden als Verbraucher: Im Netz habe ich eine Online-Petition (initiiert von Malte Götz) gegen die Telekom-Drosselung gefunden. Ziel ist es die Drosselung der Surfgeschwindigkeit zu stoppen. Auch sieht sie die Netzneutralität in Gefahr, weil einige Telekom-Dienste nicht in die Traffic-Berechnung einfließen. Mehr als 190.000 haben sie bereits unterschrieben. Bis 200.000 (Ziel) fehlen nur noch wenige. Als Verbraucher hat man letztendlich die Wahl: Wechselt den Internetanbieter, wenn ihr etwas gegen eine solche Drosselung habt. DSL-Anbieter Vergleiche, wie der bei mir, listen gute und günstige Alternativen – ohne Drosselungen.
Stopp! Wetten, die Artikel interessieren dich auch?
2 Antworten zu "Telekom Giganetz: Glasfaser-Internet mit Drosselung"
Magazin durchsuchen:
Neue Beiträge
- Ergonomischer Bürostuhl: Unser Review über den Flexispot BS14
- iMac 2024 mit M4: Evolution statt Revolution
- Mobile Gaming: Sicherheit in der Unterhaltung berücksichtigen
- Windows oder MacOS: Welches Betriebssystem eignet sich besser für die Aufgaben eines modernen Studierenden?
- ECM-Software und künstliche Intelligenz
Die Drosselung wird früher oder später jeden Kunden der Telekom treffen, dessen bin ich mir sicher. Denn man plant auch, alle Anschlüsse auf IP umzustellen. Dadurch entsteht ein neuer Vertrag für die Kunden und damit gelten die neuen Bestimmungen zu den Drosselplänen, so meine Meinung. Von den drei Prozent Betroffenen kann dann sicher keinesfalls mehr die Rede sein.
Bin ja mal gespannt, wer noch sein Fotos auf FB lädt, wenn er für jedes Megabyte zur Kasse gebeten wird…