Lange Zeit wurde angenommen, Facebook würde die Mikrofone der Mobilgeräte seiner Nutzer anzapfen, um aus Gesprächen mittels künstlicher Intelligenz die Fetzen herauszusammeln, die finanziell verwertbare Informationen enthielten. Während diese These bis jetzt weder konkret bewiesen noch widerlegt werden konnte, hat der Konzern es im Grunde genommen gar nicht nötig, so einen (illegalen) Aufwand zu betreiben – bereits auf legalem Wege kommt Facebook an fast alle benötigten Daten.
Facebook ist das Sinnbild einer modernen Datenkrake. Wer den Dienst verwendet, kann manchmal darüber staunen, was der blaue Technikgigant alles über einen weiß: Kaum ist man erkältet, schaltet Facebook Werbung für entsprechende Medikamente. Überlegt man, sich einen Hund zuzulegen, weist die Homepage subtil auf vergünstigte Halsbänder und Hundeschulen in der Nähe hin.
Doch wie funktioniert das eigentlich und warum genau sollte man sich darüber Sorgen machen?
Dazu gehören selbstverständlich alle Handlungen, die man auf der Website oder in einer der Apps des Konzerns durchführt; also auf Facebook, Instagram und WhatsApp, um nur die drei größten zu nennen. Wer also bei Facebook sein Geburtsdatum angibt, muss sich nicht wundern, in den Wochen vor dem Geburtstag Werbung für Getränke und Partyzubehör angezeigt zubekommen. Genauso haben alle angegebenen Interessen natürlich einen Einfluss auf die Art der Werbung. So weit so gut, schließlich handelt es sich hierbei um Angaben, die der Nutzer freiwillig gemacht hat – eine kommerzielle Verwertung derselben überrascht nicht wirklich und wird in den AGB auch nicht ausgeschlossen.
Beunruhigender sind Anzeigen, die auf Handlungen zurückgehen, die ganz klar nicht im Internet ausgeführt wurden: Woher weiß der Konzern zum Beispiel von meinem Hund, wenn ich diesen weder auf der Website erwähnt noch je in einem Foto gezeigt habe?
Diese und ähnliche Daten können von Verkaufsdienstleistern an den amerikanischen Großkonzern weitergegeben werden. Bezahle ich eine Packung Hundefutter etwa mit meiner EC-Karte und nutze dabei PayBack-Punkte, könnte es zum Beispiel passieren, dass diese Info an Facebook weiterverkauft wird. Die Firma kann jetzt wiederum ihrerseits Geld verdienen, indem sie meine Interessen an ihre Werbekunden weiterverkauft.
Das ist allerdings noch nicht alles: Angeblich sollen auch Fotos und Texte von Facebook-Nutzern systematisch nach verwertbaren Informationen durchkämmt worden sein. Wer also auch nur einmal im Messenger zum Beispiel einer Freundin von der bevorstehenden Geburt eines Kindes erzählt hat, müsse damit rechnen, von da an Werbung für Windeln oder Babykleidung angezeigt zu bekommen.
Doch warum die Aufregung?
Weniger auf den Schutz ihrer persönlichen Daten achtende Menschen könnten jetzt anführen, dass sie nichts dagegen haben, wenn Facebook dich überwacht, da man ja eh nichts zu verbergen habe. Selbst wenn das vielleicht so sein mag, gibt das einem Konzern nicht das Recht, sich in jeden Bereich der eigenen Privatsphäre einzumischen. Diese ist ein Menschenrecht, das unabhängig davon garantiert werden muss, ob jemand etwas verbotenes getan hat oder nicht. Abgesehen davon kann niemand genau nachvollziehen, was Facebook mit den gesammelten Daten anstellt. Was wäre zum Beispiel, wenn ein potenzieller Arbeitgeber deine Bewerbung ablehnt, weil du auf Facebook im privaten Chat mit einem Freund politische Ansichten diskutiert hast, die dem Arbeitgeber nicht passen? Eine Benachteiligung nachzuweisen wäre extrem schwierig bis unmöglich.
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