Applikationen auf dem Smartphone und handlichen Tablet stehen heutzutage in direkter Konkurrenz zur Internet-Nutzung am Desktop oder Laptop. Längst hat die stetig expandierende Onlinewelt auf den Taschencomputern ein Zuhause gefunden, denn technische Leistung und intuitive Bedienungsmöglichkeit sind auf dem Handy mittlerweile Standard. Gewisse Apps der absoluten Spitzenklasse, was Zugriffszahlen und ökonomisches Potential angeht, bieten bereits gar keine Desktop-Version mehr als Alternative an. Der Grund ist dabei in vielen Fällen der effektive Nutzungszweck, der „on the go“ stattfindet. Apps wie Uber und Instagram sind Beispiele für dieses Phänomen im Bereich User Experience.
Native App vs. Web App
Doch was bedeutet im Kontext von Software für Smartphones überhaupt „nativ“? Wo liegen Vor- und Nachteile im Vergleich zu einer webbasierten Applikation?
Ein native App wird vom Nutzer auf sein Gerät heruntergeladen, in den meisten Fällen aus den bekannten „Appstores“ für die Betriebssysteme iOS und Android. Die von der Plattform bezogene Anwendung speichert relevante Daten in der Regel auf dem Gerät selbst, je nach Software-Design aber auch auf einem Server oder einer externen Datenbank wie einer Cloud. Eine Internetverbindung ist zur Nutzung oft erforderlich, allerdings ist sie keine unbedingte Voraussetzung für native Applikationen.
Die informationstechnische „Nähe“ durch die interne Installation auf dem Betriebssystem ermöglicht einen barrierelosen Zugriff auf Hardwarekomponenten des Smartphones. Kamera, Mikrofon, GPS und weitere Sensorik werden unmittelbar angesteuert. Der Integration der Hardware kann durch den Nutzer softwareseitig widersprochen werden – allgemein oder in Teilen. Viele Apps setzen für ihren Verwendungszweck jedoch mindestens eine Teilberechtigung durch den Anwender voraus.
Eine Web-App hingegen wird nicht heruntergeladen und auf dem Gerät installiert. Stattdessen wird die Anwendung im Browser geöffnet und bedient. Folglich ist zur Nutzung eine aktive Internetverbindung Grundvoraussetzung. Webapplikationen können nicht ohne Weiteres auf die Hardwarekomponenten des Smartphones zugreifen. Bezüglich Interface mag der Unterschied visuell nicht deutlich ausfallen, denn viele webbasierte Anwendungen bieten sogenannte Shortcut-Icons. Diese machen den Start der App genauso einfach wie bei nativen Anwendungen. Im Browser selbst zeigt sich bei der Bedienung durch den Endnutzer einer bedienungstechnisch meist kein deutlicher Kontrast. Es stehen dieselben Optionen zur Verfügung.
Mittel zum Zweck
Die banal klingende Aussage bringt es auf den Punkt. Eine native App muss ihre Entwicklung wert sein. Das bedeutet, dass entsprechend erwartete Nutzungszahlen und im weiteren ökonomischer Nutzen über die Entwicklungskosten hinaus erreicht werden. Kurz um: eine native App muss den Umsatz eines Unternehmens spürbar erhöhen. Andernfalls ist sie nicht viel mehr als ein kostspieliges Statussymbol, auch im Falle von gutem funktionellen sowie visuellen Design.
Welche typischen Einsatzgebiete im unternehmerischen Kontext gibt es, für die die Entwicklung einer nativen Anwendung lohnen könnte?
Amazon oder doch der eigene Store?
Als erstes springt einem das breite Feld des Onlinehandels mit Endkunden ins Auge. Dieser Bereich unterteilt sich in viele Kategorien, wie etwa klassischen E-Commerce, Empfehlungsmarketing (Affiliate) und hybride Verkaufsmodelle wie Click & Collect. Individuelle Onlineshops von Händlern mit eigenem Lager, von Dropship-Unternehmern oder Affiliatemarketern gibt es heute zuhauf. Immer mehr Händler wollen sich nicht mehr rein von einer Fremdplattform abhängig machen. Hier kommt es stark auf die Größe, sprich die monatlichen Umsatzzahlen, des Betriebs an.
Besteht ein sehr umfangreiches Sortiment von Produkten im unternehmenseigenen Shop, das von mindestens mehreren tausend Nutzern monatlich (auch offline) begutachtet wird, so lohnt sich die Entwicklung einer nativen App für die beiden gängigsten mobilen Betriebssysteme. Soll dagegen zum Beispiel ein Bestellprozess von hochpreisigen Produkten mit wenigen Abnehmern pro Monat optimiert werden, so reicht eine webbasierte App als Mittel völlig aus. Anwendungen mit -im weitesten Sinne- digitalen Produkten im Angebot, die wie bei Abomodellen regelmäßig genutzt werden, können ebenfalls von einer eigenen, nativen App profitieren. Das wäre etwa der Fall bei einer Sportwetten App, von den größten Anbietern der Branche oft bereitgestellt wird.
Kommunikation als Businessmodell
Außerhalb des Handels fällt schnell der Bereich der Medien ein. Neben dem Genre Nachrichten spielen heutzutage Entertainmentsektoren der Kategorien Musik, Video und Gaming online herausragende Rollen. Meistens lohnt die Entwicklung einer nativen App für Unternehmen hier nicht. Eine Vermittlung der Inhalte findet mit höherer Reichweite in den großen sozialen Netzwerken und Musik- sowie Videoplattformen statt. Mit Youtube und Spotify ist es reell gesehen nicht möglich wirtschaftlich zu konkurrieren. Eine Medienplattform im Genre „News“ fährt mit einer Web-App somit eine risikoärmere Schiene.
Schneller, höher, weiter
Nun gibt es noch den Fall, bei dem Unternehmen ihre Reichweite hauptsächlich offline aufbauen, doch gleichzeitig von einer Online-Kommunikation mit dem Kunden profitieren können. Ein banales Beispiel hierfür ist eine online abgewickelte Terminvergabe für geschäftliche Treffen in der Offline-Welt. Die Zeiten von Telefonanruf und Terminbuch gehören in vielen Bereichen bereits vollständig der Vergangenheit an. Sogar Callcenter-Domänen weichen heute „Live-Chats“ und „Support-Tickets“. Das Angebot an standardisierten Softwarelösungen ist mittlerweile allerdings so umfassend, dass sich für kleine und mittlere Unternehmen die Entwicklung einer nativen App zur Kundenkommunikation nicht lohnt. Außerhalb von Europa ist beispielsweise „Whatsapp for Business“ bereits in mehreren Ländern zum Kommunikationsstandard geworden.
Ebenso für die betriebsinterne Kommunikation lohnt eine native App erst ab einer bestimmten Unternehmensgröße. In bestimmten Fällen kann eine (temporär) auch offline funktionable Anwendung bereits ebenso für mittlere Unternehmen Sinn ergeben, etwa in Verbindung mit einer Flotte Außendienst-Mitarbeiter. Hier können sich auch die Bereiche „intern“ und „extern“ hinsichtlich Anwendungsgebiet überschneiden, was bedeutet, dass eine native App zusätzlich beim Kunden vor Ort zum Einsatz kommt. Ein anschauliches Beispiel sind auf das Unternehmen zugeschnittene Produktkonfiguratoren, die auf Tablets angewendet werden.
Know-How hat seinen Preis
Nicht ohne Grund ist Programmierer heute einer der bestbezahltesten Berufe, die man im Angestellten-Verhältnis ausführen kann. Mehr und mehr studierte Programmierer und talentierte Autodidakten drängen in den Bereich der App-Entwicklung, doch individuelles App-Design bleibt zeitintensiv und erfordert in den meisten Fällen das Fachwissen eines gesamten Expertenteams für Softwareentwicklung. Folglich ist die Erstellung einer App von Grund auf niemals ein günstiges Unterfangen. Umso mehr erfordert die geplante Investition eine professionelle Kalkulation im Vorhinein. Webbasierte Apps sind in Deutschland ab 7000 EUR für das Gesamtpaket zu haben, für eine native App kann man als groben Anhaltspunkt den doppelten Betrag veranschlagen. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass für jedes Betriebssystem eine eigene Version derselben Anwendung programmiert werden muss. Sogenannte „hybride Apps“, die das möglichst bald überfällig machen sollen, stecken als allgemeines Verfahren noch in den Kinderschuhen.
Was bleibt
Als Kernaussage bildet sich heraus, dass die Entwicklung einer nativen App sich für ein Unternehmen immer dann lohnt, wenn diese beim internen, externen oder hybriden Gebrauch eine klare Prozessoptimierung zur Folge hat. Dies bedeutet immer auch eine Vergrößerung der aktuellen Reichweite und/oder des monatlichen Umsatzes mit Produkten oder Dienstleistungen. Gleichzeitig muss durch eine vorangegangene Teststudie geklärt sein, ob die gewollten Ergebnisse nicht durch eine webbasierte Anwendung erreicht werden können.
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