Computerspiele zu entwickeln bedeutet jede Menge Arbeit. Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Code-Zeilen sind bei größeren Games keine Seltenheit. Und auch kleinere Indie-Spiele kommen schnell auf mehrere zehntausend Zeilen. Computerspiele sind also eine echte Mammut-Programmieraufgabe. Trotzdem muss nicht jeder Computerspielentwickler komplizierte Programmiersprachen beherrschen. Denn mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Programmen, die gängige Aufgaben aus dem Computerspieldesign übernehmen und auf eine grafische Benutzeroberfläche übertragen. Das ermöglicht auch programmiertechnisch weniger versierten Spieldesignern, immer mehr Programmieraufgaben selbst in die Hand zu nehmen. Viele der Indie-Spiele die in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind wären ohne solche Tools völlig undenkbar. Aber auch größere Entwicklerfirmen arbeiten häufig mit solchen Programmen.
Aufgaben von Entwickler-Tools
Ein offensichtliches Einsatzgebiet von solchen Entwicklertools ist das visuelle Design von Charakteren und der Spielwelt. Es gibt eine Vielzahl von Programmen, mit denen 3D-Modelle erstellt werden können, von teuren Komplettlösungen bis hin zu kostenloser Open Source-Software. Andere Programme erlauben sogar die Gestaltung des Gameplays mithilfe von vorgegebenen Bausteinen. Das kann zwar dazu führen, dass verschiedene Spiele die mit der selben Software gestaltet wurden ähnliche Mechanismen verwenden. Eine Differenzierung über eine interessante Handlung oder ein ansprechendes Design ist dann umso wichtiger. Angehende Spielentwickler können dabei einiges von den Entwicklern von Casino-Software lernen, denn die meisten dieser Hersteller sind für ihren Einfallsreichtum auf dem Gebiet bekannt. Auch wenn sich die Spielmechanismen der einzelnen Titel oft nur geringfügig unterscheidet, kommen Neuveröffentlichungen bei der Fangemeinde gut an, solange dahinter eine gute Idee und ein wenig Einfallsreichtum beim Design stecken. Und auch bei anderen Computerspielen kommt es weniger darauf an, das Gameplay-Rad neu zu erfinden, als darauf dem Spieler eine einladende virtuelle Welt zu präsentieren.
Beliebte Entwickler-Tools
Angehende Spielentwickler können zwischen Dutzenden von Programmen mit unterschiedlichen Anwendungsgebieten und Funktionen auswählen. Das sind einige der beliebtesten Tools, die aktuell erhältlich sind.
Indie Game Maker
Das Programm Indie Game Maker von Autodesk war so beliebt, dass es mittlerweile in mehrere eigenständige Programme aufgespalten wurde, die einen noch breiteren Funktionsumfang bieten. Mit Maya können 3D-Animationen, Spielwelten und allerlei Spezialeffekte erstellt werden. Auch schwierige Objekte wie Flüssigkeiten, Kleidung oder Haare können realistisch animiert werden. Zudem verfügt das Programm auch über eine ganze Reihe an Workflow-Tools. Mit einem Abonnement-Preis von mehr als 2.000 Euro im Jahr ist es für viele Indie-Entwickler aber unerschwinglich. Eine günstigere Option ist der Character Generator, mit dem allerdings nur 3D-Figuren erstellt werden können. Der Abonnementpreis bewegt sich dafür pro Jahr im zweistelligen Bereich.
Construct
Construct entstand ursprünglich einmal als Freizeitprojekt einer Gruppe von Studenten und wurde 2007 erstmals als Open Source-Software veröffentlicht. 2011 folgte die erweiterte und überarbeitete Version Construct 2, das bald als eines der ersten Entwickler-Tools über die Gaming-Plattform Steam heruntergeladen werden konnte. Für viele Spielentwickler diente Construct 2 als Einstieg in die Welt des Programmierens. Seit 2017 ist die dritte Generation des Programms verfügbar. In der Entwicklergemeinde ist allerdings neben Construct 3 auch die Vorgängerversion noch weit verbreitet. Construct ist eine umfangreiche Entwicklungsplattform, die allerdings nur die Erstellung von 2D-Spielen unterstützt. Das Programm ist in einer Gratis-Version verfügbar, die allerdings nur einen eingeschränkten Funktionsumfang hat. Eine Jahreslizenz für Einzelpersonen ist am 99 Euro im Jahr verfügbar.
Unity
Eine der ältesten Spielengines für unabhängige Entwickler ist Unity, das erstmals 2005 veröffentlicht wurde. Mit der Software können nicht nur 2D- und 3D-Spiele, sondern auch Virtual Reality-Szenarien entwickelt werden. Mittlerweile wird das Programm sogar für andere Anwendungszwecke wie Filmanimationen, Ingenieursmodelle oder in der Warenproduktion genutzt. Zuhause ist es aber immer noch bei der Erstellung von Computerspielen und wird dabei auch von Branchenriesen wie Blizzard oder Ubisoft genutzt. Besonders die Integration mit Designprogrammen wie Maya oder der Adobe Creative Cloud wird von vielen Anwendern geschätzt. Auch Unity ist in einer kostenlosen Version verfügbar, die sogar einen vergleichbar großen Funktionsumfang hat. Wer zusätzliche Features wie Analyse-Tools, einen Premium-Kundendienst oder andere Funktionen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen.
Stencyl
Eines der beliebtesten Tools für 2D-Spiele ist Stencyl, das sowohl für Computeranwendungen als auch für Browserspiele geeignet ist. Das Programm wurde erstmals 2011 veröffentlicht und ist sowohl für Windows als auch für iOS und Linux erhältlich. Grundsätzlich sind keine Programmierkenntnisse notwendig, um das Programm zu nutzen. Die meisten Funktionen sind über eine intuitives Drag-and-Drop-Interface integriert. Erfahrene Entwickler können die Funktionen des Programms allerdings durch eigene Scripts erweitern. Neben dem Spieldesign bietet Stencyl auch die Möglichkeit, Werbung einzublenden oder In-Game-Käufe zu integrieren. Die Gratis-Version von Stencyl verfügt über alle Features für die Spielentwicklung. Allerdings gibt es Einschränkungen bei der Veröffentlichung. Wer mit seinem Spiel Geld verdienen möchte und es auf Plattformen wie Steam oder als Computerprogramm veröffentlichen möchte, muss ein Abonnement abschließen. Die Kosten bewegen sich dabei zwischen 99 und 199 US-Dollar im Jahr, was auch unabhängige Entwickler nicht abschrecken dürfte.
GameMaker Studio 2
Seit die erste Version von GameMaker, damals noch unter dem Namen Animo, im Jahr 1999 veröffentlicht wurde, hat sich in der Welt der Computerspiele einiges getan. Das GameMaker Studio bleibt seinen Wurzeln allerdings treu und versteht sich vor allem als Entwicklungswerkzeug für 2D-Spiele. Trotzdem gibt es für fortgeschrittene Nutzer einige 3D-Funktionen. Eine kostenlose Demoversion ist nur für einen begrenzten Zeitraum von 30 Tagen verfügbar, danach ist eine Jahreslizenz erforderlich. Je nach Umfang kostet diese für PC-Entwickler zwischen 39 und 149 US-Dollar.
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