Software wird in der Regel in einem einzigen Land für den Weltmarkt produziert. Für die Anwender in anderen Ländern kann das zum Problem werden, wenn plötzlich ein Fenster mit einer niedlichen japanischen Zeichentrickkatze aufgeht, die mit freudiger Stimme Unverständliches erzählt oder wenn sämtliche deutschen Umlaute fehlen und der Text unleserlich wird. Daher genügt es nicht, Software einfach nur in eine andere Sprache zu übersetzen. Lokalisierung heißt das Zauberwort. In anderen Worten: die Anpassung an die kulturellen und sprachlichen Gepflogenheiten der Zielländer.
Warum Software-Lokalisierung so wichtig ist
Früher war es gang und gäbe, dass ein leidlich sprachbegabter Mitarbeiter in der Technikabteilung des Herstellers neue Software ganz einfach übersetzte, soweit seine Fähigkeiten reichten. Dies führte in den Zielländern oft zu Überraschungen, wenn Pop-Up-Fenster sprachlich so schlecht formulierte Fehler meldeten, dass niemand sie zu enträtseln vermochte oder wichtige Angaben zur Bedienung so missverständlich übersetzt wurden, dass die Anwendung der Software zum Glücksspiel wurde. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sinnvoller ist, Software und andere technischen Texte von spezialisierten Muttersprachlern übersetzen zu lassen. Diese verfügen darüber hinaus über die notwendigen Tools zur perfekten Anpassung der Sprache, zum Beispiel die deutschen Umlaute, die französischen Accents oder das spanische umgedrehte Fragezeichen, sowie die jeweils korrekten Datumsformate und Maßeinheiten.
Doch die sprachlich korrekte Übersetzung ist nur die halbe Miete. Ein guter Übersetzer geht durch die sogenannte Software Lokalisierung auch auf kulturelle Unterschiede in der Software ein. Er weiß zum Beispiel, dass die in Fernost beliebten bunten Cartoonfiguren in Europa eher als kitschig empfunden werden und würde daher empfehlen, den Auftritt des plaudernden Zeichentrickkätzchens entsprechend zu reduzieren. Manche Sprachen geben sich wortreich und blumig, doch lange Sätze mit vielen Füllwörtern strapazieren andernorts die Nerven des an kurze knappe Sätze gewöhnten Lesers. Auch hier muss der Übersetzer eingreifen und die Sprache an den Stil des Ziellandes anpassen.
Nicht zuletzt müssen auch Grafiken angepasst werden: Während sich der Europäer freut, wenn die Bilder in der Bedienungsanleitung eine hübsche junge Frau im Minikleid zeigen, wird der Iraner oder Saudi beim Anblick rote Ohren über so viel Unzucht bekommen. Hier sollte die leichtbekleidete Dame eher durch einen Herrn im Anzug ersetzt werden.
Lokalisierung schafft Vertrauen
Lokalisierung ist nicht nur bei Software ein großes Thema. Auch beim Content Marketing und SEO ist es wichtig, ausländische Texte nicht nur zu übersetzen, sondern auch stilistisch und inhaltlich den örtlichen Gepflogenheiten anzupassen. Nur so kann der Betreiber einer Website oder eines Online-Shops Kunden in anderen Ländern wirklich erreichen, ganz gleich ob er ihnen Software, Dienstleistungen oder andere Produkte verkaufen möchte.
Bild: ©istock.com/koya79
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